Gesundheitliche Aspekte
Gesundheitliche Aspekte

Angst und Panik bis hin zum Verfolgungswahn? Cannabiskonsum hat verschiedene Risiken. Diese können direkt nach dem Kiffen auftreten oder auch erst langfristig.
Der Konsum von Cannabis ist mit Risiken für die Gesundheit verbunden – körperlich und geistig. Das gilt auch dann, wenn man nur einmal kifft. Denn schon beim ersten Mal sind viele unangenehme Folgen möglich. Dazu zählen:
- Angst und Panikgefühle
- ein „Horrortrip“: Dabei kann man verwirrt sein und plötzlich das Gefühl bekommen, verfolgt zu werden
- Filmriss
- übertriebene Empfindlichkeit
- Halluzinationen: Man kann Dinge sehen, die gar nicht da sind
- Herzrasen, Übelkeit oder Schwindel. Auch ein Kreislaufkollaps ist möglich.
Besonders gefährlich für die Gesundheit sind
- der Konsum synthetischer, sprich: künstlicher, Cannabinoide (im schlimmsten Fall kann dieser sogar zum Tod führen).
- Mischkonsum: Das bedeutet, dass zusätzlich zum Haschisch oder Marihuana andere Drogen genommen werden – gleichzeitig oder abwechselnd. Zum Beispiel sind Kiffen und Alkohol zusammen sehr belastend für den Kreislauf. Die Kombination der Drogen führt oft zu Übelkeit und Erbrechen. Auch die Reaktionen und die Fähigkeit, sich zu orientieren, verschlechtern sich zusätzlich. Ein kompletter Kontrollverlust ist noch wahrscheinlicher.
Langfristige Risiken und Sucht

Cannabis kann geistig und körperlich abhängig machen. Es gibt typische Anzeichen einer Sucht, zum Beispiel Rückzug aus dem Alltag und Lustlosigkeit. Wer abhängig von Cannabis ist, dem hilft nur ein Entzug.
Wer einmal an einem Joint zieht, wird nicht sofort abhängig. Doch Vorsicht: Je länger und öfter man kifft und je jünger man ist, desto gefährlicher wird es für die Gesundheit. (Fast) täglich einen Joint rauchen? Das ist für Jugendliche viel schlimmer als für Erwachsene.
Richtig ist auch: Wer regelmäßig Cannabis konsumiert, kann psychisch und körperlich abhängig werden. Dann wird es schwer, den Konsum zu reduzieren. Oder gar komplett einzustellen. Gerade die psychische Abhängigkeit kann sehr stark werden. Dann ist der Wunsch zu kiffen übermächtig. Neuste Ergebnisse aus der Forschung zeigen: Ungefähr eine von acht Personen mit Cannabiskonsum wird abhängig. Das Risiko abhängig zu werden steigt, wenn man ein oder mehrmals pro Woche kifft.
Woran erkennt man, ob jemand abhängig von Cannabis ist?
Schlechte Laune und kein Bock auf Schule? Natürlich heißt das nicht automatisch, dass jemand kifft. Wenn du aber jemanden kennst, der sich über längere Zeit komisch verhält, kann das auch mit Cannabis zu tun haben. Besonders, wenn der- oder diejenige früher ganz anders war.
Es gibt ein paar typische Anzeichen, die auf eine Sucht hindeuten. Kritisch wird es besonders dann, wenn mehrere dieser Anzeichen gleichzeitig auftreten. Dazu gehören:
- plötzlich viel schlechtere Leistungen in der Schule oder Ausbildung
- häufiges und unentschuldigtes Fehlen in der Schule oder Ausbildung, Zuspätkommen, Hausaufgaben ständig vergessen
- unruhiges Verhalten, Stören des Unterrichts
- Veränderungen im Freundeskreis
- Aufgabe von Interessen und Hobbies
- Stimmungs- und Gefühlsschwankungen
- Rückzug, Verschlossenheit, Lustlosigkeit, null Motivation für irgendetwas, Gleichgültigkeit
- Probleme mit Freundinnen und Freunden sowie der Familie
- Lügen oder Ausreden, um den Konsum zu vertuschen
Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen Cannabis und Psychosen. Bei einer Psychose verliert man vorübergehend den Bezug zur Realität, entwickelt Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Halluzinationen sind Störungen der Wahrnehmung, bei denen die betreffende Person Dinge hört, sieht, riecht, schmeckt oder fühlt, die in der Wirklichkeit gar nicht existieren. Wahnvorstellungen sind Störungen des Denkens, bei denen Gedanken und Ideen entwickelt werden, die stark von der Wirklichkeit abweichen – zum Beispiel, wenn Menschen sich verfolgt fühlen, obwohl erwiesenermaßen niemand hinter ihnen her ist. Neueste Ergebnisse aus der Forschung zeigen: Kiffer bekommen häufiger eine Psychose als Menschen, die kein Cannabis konsumieren. Wer hochpotentes Cannabis konsumiert, wird vermutlich eher unter einer Angststörung leiden, auch wenn er oder sie gar nicht so häufig kifft. Bei hochpotenten Sorten ist der Anteil an THC höher als 10 Prozent.
Es gibt Hinweise darauf, dass tägliches Kiffen die männliche Fruchtbarkeit deutlich verschlechtern kann. Außerdem erhöht Kiffen wahrscheinlich das Risiko für Schädigungen der Lunge, zum Beispiel chronische Atemwegsbeschwerden, Husten und Atemnot. Der in Joints mitgerauchte Tabak erhöht das Risiko, später an Lungenkrebs zu erkranken. Neuen Studien zufolge kann Cannabiskonsum auch das Herz-Kreislauf-System schädigen, zum Beispiel in Form von Herzrhythmusstörungen und Gefäßschäden. Der Einfluss von Cannabis auf das Hormon- und Immunsystem wird noch erforscht. Ebenso die Wirkung von Cannabis auf Ungeborene. Die Empfehlung für Schwangere lautet aber klipp und klar: jedes Risiko vermeiden und auf Cannabis verzichten!
Entzug bei Abhängigkeit
Wer eine Abhängigkeit von Cannabis beenden will, muss einen Entzug machen – ähnlich wie beim Alkohol. Das kann sehr unangenehm sein. Im Schnitt kennt fast jede zweite Person mit regelmäßigem Konsum Entzugssymptome. Es gibt verschiedene psychische und körperliche Symptome eines Entzugs.
Zu den psychischen Beschwerden zählen:
- intensives Verlangen nach Cannabis
- Schlafprobleme und wirre Träume
- Aggressivität
- Depressionen
- Nervosität
- weniger Appetit
Zu den körperlichen Beschwerden zählen:
- Schwitzen
- Zittern
- Übelkeit und Erbrechen
- höhere Körpertemperatur
- Kopfschmerzen
- starkes Durstgefühl
Gefahren für Jugendliche
Jugendliche sind durchs Kiffen viel gefährdeter als Erwachsene. Denn das junge Gehirn befindet sich in einer wichtigen Umbau-Phase. Ein ständiges „Fluten“ mit THC stört die Reifeprozesse. Je höher der THC-Gehalt, desto gefährlicher. Wenn Jugendliche regelmäßig kiffen, riskieren sie, dass sich ihre geistige Leistungsfähigkeit verringert. Ob das Gehirn durch das Kiffen dauerhaft verändert werden kann, wird noch erforscht. Auch der Zusammenhang von Kiffen bei Jugendlichen und einer niedrigeren Intelligenz wurde in der Wissenschaft diskutiert.

aus: Präventionsmaterial „Wie wirken Cannabis und Cannabinoide im Gehirn und Körper?“ (Villa Schöpflin)
Cannabiskonsum im Jugendalter ist zudem mit einem erhöhten Risiko für Depressionen oder Suizidgedanken im Erwachsenenalter verbunden (siehe auch hier).
Auch ist die Gefahr einer Überdosierung gestiegen. Das liegt zum einen an Cannabis-Züchtungen aus Indoor-Anlagen in Europa. Diese enthalten immer mehr THC. Ein „Horrortrip“ wird bei hohem THC-Gehalt viel wahrscheinlicher. Zum anderen sind künstliche (synthetische) Cannabinoide im Umlauf, die viel stärker als pflanzliche wirken. Diese werden in Kräutermischungen („Spice“) verkauft. Ihr Konsum kann im schlimmsten Fall tödlich enden.
Auch andere Folgen von Cannabiskonsum treffen Jugendliche besonders hart. Kiffen führt im Alltag zu Störungen der Konzentration. Aufgaben und Termine können leicht vergessen werden. Wer sich in der Schule oder Ausbildung schlecht konzentrieren kann, bekommt schnell Probleme. Im schlimmsten Fall ist der Schul- oder Berufsabschluss gefährdet, weil das Gedächtnis viel schlechter funktioniert.
Man ist besonders gefährdet, wenn...
- man als Jugendliche oder Jugendlicher konsumiert.
- täglich oder fast täglich gekifft wird.
- zusätzlich andere Drogen genommen werden, z. B. Alkohol (Mischkonsum).
- Konsum vor oder während der Schule oder Ausbildung stattfindet – und so vom Lernen und Arbeiten ablenkt.
- Kiffen in der Freizeit immer wichtiger wird und deshalb Hobbies und zum Teil auch Freundschaften vernachlässigt werden.
- Kiffen dabei helfen soll, schlechte Gefühle wie Angst oder Wut loszuwerden.
- vorm Autofahren oder vorm Bedienen von Maschinen gekifft wird.
- psychische Erkrankungen, zum Beispiel eine Angststörung, bestehen.
Quellen zu Gesundheitlichen Risiken
Quellen zu Gesundheitlichen Risiken (Auswahl)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2018). Schule und Cannabis. Regeln, Maßnahmen, Frühintervention. Leitfaden für Schulen und Lehrkräfte. Köln: BIÖG
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2016). Der Cannabiskonsum von Jugendlichen als Herausforderung für die pädagogische Arbeit. Köln: BIÖG
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (2017). Cannabis. Basisinformationen. Hamm: DHS
- drugcom.de: Drogenlexikon: Cannabis; häufig gestellte Fragen zu Cannabis
- Villa Schöpflin (2019). Cannabis. Lörrach: Villa Schöpflin